20. Oktober 2013

Baby Melancholie


Throwback Frühling 2011 // Andalusien 

 Heute Morgen bin ich aufgewacht und wusste: Das wird einer meiner melancholischen Tage! Melancholie in ihrer Bestform quasi. Ich bin mir nie ganz sicher, ob ich das jetzt gut oder schlecht finden soll. Meistens kann ich das erst am Ende des Tages entscheiden, wenn ich in mein Bett falle und alles hinter mich gebracht habe, manchmal aber selbst dann nicht. Am meisten freut es mich, wenn ich bis zum Ende des Tages einen Grund für genannte Melancholie ermitteln kann. Meistens braucht man dafür keine Meisterdetektivin zu sein - und jetzt kommt er, der Grund für die Melancholie- meistens muss man nur ganz tief in sich reinhorchen. Heute hat das geklappt. Und jetzt passt mal auf, jetzt kommt meine Erkenntnis: Am frühen Morgen wurde ich von der Sonne im Gesicht geweckt. Das ist fast so schön, wie neben der Liebe seines Lebens aufzuwachen (na ja, fast...) und somit für mich das Beste, was ich momentan von einem Morgen erwarten kann. Ich hatte den Tag über frei, was definitiv eine Förderung all der Sentimentalitäten bedeutet. Ich beschloss, einen ausgiebigen Morgenspaziergang mit meiner kleinen Hündin zu unternehmen. Während wir durch die Felder und Wälder liefen und von all den bunten Herbstfarben der Blätter umgeben waren und es gerade so kalt war, um mich in den Kragen meiner Jacke verkriechen zu wollen, aber warm genug, um nicht frieren zu müssen, da kam dieses Gefühl in mir auf. Dieses Gefühl von unendlichem Frieden ganz tief in mir drin. Ich habe euch vor meiner Sentimentalität gewarnt. - Aber vielleicht weiß ja die Ein oder Andere von euch, was ich meine. Wenn man so ganz doll zufrieden ist, ohne einen Grund zu haben. Wenn man den Wind in den Haaren fühlt und die Sonnenstrahlen im Gesicht, wenn man die Luft riechen und das Leben spüren kann und man weiß, dass es in dem Moment, in diesem einen Moment, nichts gibt, das einen glücklicher machen könnte. Nichts, das einem mehr zeigen könnte, wie lebendig man ist. Und ich kann euch sagen: Das Gefühl hat mich den ganzen Tag über begleitet. Mittags, als ich mit einer Decke und einer Tasse Tee auf meinem Balkon saß und abends, als ich erkannte, dass wir tatsächlich Vollmond haben. Aber, um darauf zurückzukommen, wieso ich heute zur Melancholie neige, ist die Tatsache, dass diese Momente des absoluten inneren Friedens nur kurzweilig sind. Man wird vom friedlichen Herbstspaziergang wieder zurück ins "wahre Leben" gerissen und das meist ziemlich unsanft. Ich glaube, ich spreche für jeden von uns (für die, die es zugeben und die, die es nicht tun), wenn ich sage, dass mir diese Realität manchmal eine riesen Angst macht. Wenn man sich zurücksehnt nach der Zeit, in der man von Mama Gute-Nacht-Geschichten vorgelesen und von Papa auf den Schultern getragen wurde. Damit will ich nicht sagen, dass mir dieser Stress nicht auch zwischendurch gefällt, aber dann wieder, wird mir vor Augen geführt, wie verloren man in dieser Welt sein würde, ohne diese Momente. Ohne die Momente im Feld mit meinem Hund und der Sonne und der Auszeit von allem. Deshalb spreche ich für mich und auch für dich, wenn du das liest und sage, dass es gesund hält, sich ab und zu Zeit zu nehmen, um raus zu gehen und sich Orte zu suchen, die dich stark machen, für all das, was man zu bewältigen hat. Und am Ende des Tages kann ich sagen, dass das eine verdammt frische Melancholie war.




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